die gute alte Zeit, wo noch Musikkapellen kostenlos im Festzug spielten, wo die Gastwirte kostenlos Essen an Stammgäste und an die Burschenschaft ausgaben, wo 8 Tage lang dem Bremser (er wurde beim Ständerles spielen gesammelt) zugesprochen wurde. Von dieser „Goldenen Zeit“ erzählte Georg Herrmann begeistert.
Er konnte sich noch gut erinnern, wie die Jugend in den Wochen vor der Kirchweih zusammen kam, um sich Gedanken über die Festgestaltung zu machen. Dorfereignisse wurden glossiert und vor allem in der „Kirchweihpredigt“ entsprechend gewürdigt.
Er erzählt von der Zeit an der zusätzlich zum Kirchweihfest ein Umzug stattfand, er erwähnte das Kirchweih schon seit 1748 stattgefunden hat und gefeiert wurde, aber zum erstenmal im Oktober 1921 wurde von den damaligen Stammtischlern (Die Hocker) ein Kirchweihumzug zusammengestellt.
Einige Male wurde auch der „Sickershäuser Kurier“ „1946“ herausgebracht, der ebenfalls das Dorfgeschehen unter die Lupe nahm. Leider wurde er nach 2 maligen Erscheinen wieder eingestellt. Der Sickershäuser Kurier wurde erstmals wieder am 08. Okt. 1995 zum 75. Kermumzug von der Jvgg-Storchenbrünnle herausgegeben, man einigte sich, dass der Kurier nur noch an Jubiläums-Kirchweihen erscheint.
Nach längerer Vorbereitungszeit kam endlich der „Kerwe-Sunndoch“ (Kirchweih-Sonntag). Zwei Kapellen beteiligten sich kostenlos am Festzug. Es waren die beiden Musikkapellen ---- Blechmusik versteht sich, welche in den beiden Gaststätten am Kirchweih-Sonntag und Montag zum Tanz aufspielten. Eine Kapelle, welche hier Jahrelang spielte sei hier genannt. Es war Fritz Schad mit seinen Mannen.
Die Art des Umzuges wurde von der Dorfjugend (Burschenschaft) allein bestimmt. Die schön geschmückten Wägen, welche die Dorfgeschehnisse darstellten, wurden von prächtigen Ochsen gezogen. Auch Ziegen, die vor einem Handwagen gespannt waren, sollen bei einem Festzug mitgewirkt haben.
Jeder Gastwirt stiftete ein Fass Bier, es war Tradition bis ca. 1990. Wobei zu bemerken wäre das wir zu diesem Zeitpunkt nur noch eine Gastwirtschaft nämlich den Goldenen Löwen Fam. Güntner später Fam. Seuffert hatten, welche aber auch nach kurzer Übernahme die Gaststätte für immer schlossen. Damals wo beide Gastwirtschaften noch waren, wollte nach Aussagen der Gastwirte ein jeder das grössere Fass gegeben haben. Endlich ging es dann zum Ausgrabungsplatz, meist war es der Platz, wo früher die Gemeinschafts-Kühlanlage (jetzt im Besitz von M. Stang - Lagerhalle später eine Wohnung) sich befindet, oder gegenüber vom Bahndamm. Später wurde dann jeweils ein Platz in der Sickershäuser-Siedlung gewählt, wo mit viel Hallo der „Kirchweihschatz“ (2 volle und 2 leere Bierfässer) gehoben wurde. Der 1. Bürgermeister, Pfarrer und zu Herrmannszeiten auch der Organisator der Kerm, wurden dann hochleben lassen und auch vor den beiden Gastwirtschaften konnte man weithin das „Hoch – soll´n – sie – leben“ der Burschenschaft hören.
Die Kirchweihpredigt, welche in der Dorfmitte von einem Reiter vorgetragen wurde, war schliesslich der Höhepunkt des Festzuges Anschließend marschierten die Musikanten wieder in ihre Wirtschaft, wo sich gleich darauf alt und jung im Tanze wiegte. Eintritt wurde keiner bezahlt. Während eines Tanzes brach plötzlich die Musik ab. „Anstellen“ ertönte es und zwei Mann mit Tellern kassierten ihren Obulus (10 Pfennige pro Tour), danach wurde weiter getanzt. Wer sich dieser Prozedur entziehen wollte, kaufte sich ein Tanzbändchen (für ganze 80 Pfennige) und konnte dafür den ganzen Abend tanzen.
Am Kirchweih-Montag nach dem Gottesdienst war man schon wieder aktiv.
Bei allen Bauern und Winzern begann das „Ständerles-Spielen“. Ausgerüstet mit Holz-Schubkarren, welche mit einem Weinfass beladen waren und auf dem Rücken einen „Huckelkorb“ der für den Kerweplotz (Kirchweih-Kuchen) bestimmt war, wanderte die Dorfjugend mit den Musikkapellen von Hof zu Hof. Der „Heurige“ (auch Bremser oder Federweiser genannt) floss in Strömen. Was man nicht trinken konnte, wurde im „Schatzkästlein“ (sprich Weinfass) gesammelt.
Die folgende Woche wurde der Winzer gedacht, welche für den edlen Tropfen sorgten.
Ab 13.00 Uhr spielten die Musikkapellen schon wieder in ihrer Stammwirtschaften – Unterhaltungsmusik, bis sich langsam der Saal füllte, in dem dann wieder bis tief in die Nacht das Tanzbein geschwungen wurde. Die Verheirateten bevorzugten die Gastwirtschaft „Grüner Baum“, wo mit viel Schwung und Temperament getanzt wurde. Die Jugend vergnügte sich derweil im „Gasthaus Goldener Löwe“.
Der grosse Schweißverlust beim Tanzen musste notgedrungen durch alkoholische Getränke (Bremser-Federweiser) wieder ausgeglichen werden. War es da verwunderlich, dass sich mancher durch die Kraft des Alkohols --- entladen musste. Raufereien, wobei es nicht selten um die liebe Damenwelt ging, gab es deshalb öfters.
In der Nachkirchweihwoche traf man sich abermals, diesmal hatten die Wirte eingeladen. Alle Stammgäste, sowie die Burschen und Mädchen, welche sich am Kirchweihgeschehen beteiligt hatten, bekamen als Anerkennung für ihre geleistete Arbeit --- „Bratwurst und Kraut“, hinzu kam die von der Brauerei gestiftete kostenlose „Mass Bier“.
Soweit der mündliche Bericht von Georg Herrmann, er war ein rühriger Kirchweihidealist und war massgeblich daran beteiligt, dass unsere Kirchweihtradition in Sickershausen nach den Kriegswirren und auch weiterhin, uns erhalten blieb.
(Weitere Idealisten können namentlich ab Feb. 2018 nach dem neuen Datenschutzgesetz nicht mehr hier aufgeführt werden. Es waren Kirchweihorganisatoren –präsidenten und –gremium)
Im „Sickershäuser Kurier“ Jahrgang 1947 Nummer 2, verantwortlich für den Inhalt, Jakob Schienagel, wird unter Chronologisches folgendes erwähnt: Sickershausen hatte auch eine große Auswahl von Stiftungen aus alter und ältester Zeit. So sei bloß an eine Stiftung erinnert, der zu Grunde lag, dass an der Kirchweih an die Ortseinwohner „Urbansbrötlein“ verteilt wurden. (Es waren kleine Lehen)
In diesem Kurier wurde auch ein Vierzeiler genannt, welchen die Burschen oftmals sangen:
Lauter Sickershäuser semmer;
Lauter krumma Benner hemmer;
Krumma Beener nit alla;
Schöna Mädli hemmer a.
Ergänzend zu „Wie´s früher war .... schrieb Friedrich Kratsch im Juli 2000 in einer Kurzfassung (Auszug) folgendes zur Kirchweih.
Die Kirchweih, war schon wie erwähnt, immer der Höhepunkt im Jahre. An diesem Tag trug man beim Gang zum Gottesdienst, um es jedem Kirchenbesucher zu zeigen, seinen „Kirchweihstaat“. Eine besondere Festtags-Tracht, kann in Sickershausen aber nicht nachgewiesen werden. ................
Seit dem Jahr 1989 wird am Freitag des Kirchweihwochenendes das Rathaus gestürmt.
Zu diesem ersten Anlass zog man mit einer Kanone, welche von Alfred Köhler und Gerd Pfau in Originalgröße gebaut wurde, in historischen alten Musketieruniformen zum Rathaus. Dort wurde zur Herausgabe des Rathausschlüssels, sich durch Böllerschüsse bemerkbar gemacht. Durch längerer Androhung das Rathaus zu stürmen und den Bürgermeister zu verurteilen, kam es dann doch zur Übergabe des Schlüssels. Erstmals wurde zu diesem Anlass zur Freude der Akteure, ein Fass Bier von der Stadt Kitzingen gestiftet.
Weiterhin wäre zu erwähnen, dass ab 1990 erstmals eine Geometervereidigung statt fand.
(siehe auch Geometervereidigung) In den folgenden Jahren wurde und wird nun vor der Rathausstürmung erst die Geometervereidigung zelebriert und anschließend erfolgt die Rathausstürmung.
Das Rathaus
Im Jahre 1592 erbaute Sickershausen sein Rathaus, das ursprünglich ein Teil der einstigen Kirchenburg war. Die dem Dorfplatz abgewande Seite zeigt kein Fachwerk, weil es da noch unter Putz liegt, der noch vor der Jahrhundertwende das ganze Rathaus bedeckte. Eine Steinplatte neben der Eingangstür trägt folgende Inschrift:
Als man zählte 1500 Jahr -
Und 92 der wenigen Zahl -
Nach Christi unsers Herrn Geburt -
Dies Rathaus neu gebauet wurd. -
Damals hat Arnold Jakob eben -
Des Schultheißamt allhier tun pflegen. -
Gott wohl des Raths und ganzen Gmein -
Dies Fleck treuer Beistand sein.
Nach der Eingemeindung Sickershausen wurde das untere Stockwerk des Rathauses als Amtsräume benutzt. Im oberen Stockwerk wurde von Dr. A. Pampuch ein bisher einmaliges Frankenstudio eingerichtet. Über 200 Staatsexamensarbeiten (Thema: Unterfranken und Kitzingen) 800 Seminararbeiten (gleiches Thema) Bücherei mit rund 4000 Bänden.
Im Jahre 1992 feierte man in einem Festzelt, am Ortseingang, auf dem Anwesen von Familie Leo Köhler im großen Rahmen 400 Jahre Rathaus.
Nicht erwähnt ist im Bericht der Fundgrube: Das Highlight vom Sonntag den 12. Juli 1992.
Hier spielte ab 20.00 Uhr die durch Funk und Fernsehen bekannte Showband „Sepp und seine Steigerwälder“. (siehe auch Festschrift „400 Jahre Rathaus Sickershausen“)
Geometer
Seit ca. dem Jahr "1948" sind die Geometer an der Sickershäuser Kerm vertreten. Abgeleitet von den Geometern, die schon zu kggl. Bayer. Zeiten für Vermessungsarbeiten verantwortlich waren und durch ihre stets gute Bekleidung gerade auf den Dörfern sehr zur Geltung kamen. Seit unserer Kerm 1989 stürmen die Geometer das Rathaus. Seit 1990 werden die Geometer vereidigt und auf die Kerm eingestimmt, sie erhielten damals erstmalig eine „Geometer-Urkunde“ und einen „Geometer-Orden“, (etwas später wurde dann die Geometer-Reservisten-Verabschiedung eingeführt) hierbei werden die scheidenden Geometer zu „Geometer-Reservisten“ erklärt und erhalten eine „Geometer-Reservistenurkunde“. Verschiedene Prediger haben dann später, die ausgefallensten Orden, jeweils den Geometern ausgehändigt. Schon immer nehmen sie am Festzug teil, früher in einer Pferdekutsche, heutzutage in einem selbstgebauten Spaßmobil. Bei der Kirchweihausgrabung versuchen sie das volle Fass Bier per Plan, Markierungs-Stäben sowie eines Nivelliergeräts (bei uns in Sickershausen ein Moust-, oder Bierhahnla) aufzuspüren, welches dann von den Ausgräbern gehoben wird. Vorher graben die Geometer am Sonntag früh die Bierfässer ein und bereiten noch weitere Scherzhügel mit allerlei darin enthaltenen Überraschungen vor. Das Ganze ist dann wie ein Planspiel, mit Kommandos – Suchen – Trinken werden die Ausgräber über den Platz gejagt, bis ein Geometer seinen Nivellierstab setzt und lauthals den Fundort bekannt gibt.
Die Anzahl der Geometer beträgt 7 Mann, (erstmals 1989 -- 7 Mann -- früher zwanglose 2-5 Geometer) diese Zahl ist auf die Anzahl der Siebener (Feldgeschworene) zurückzuführen. Geometer ist man im Alter von ca. 18 bis 25 Jahren. Um Geometer zu werden, sollte man eigentlich noch Junggeselle sein, aber Ausnahmen Bestätigen die Regel. Junggeselle deshalb, um den Streitigkeiten mit der Partnerin meistens wegen übermäßigen Alkoholgenusses und nächtelangem Fortbleiben aus dem Weg zu gehen. Die Kleiderordnung besteht aus einem schwarzem Gehrock, Zylinder, schwarzer Hose und Schuhe, einem weißen Hemd, sowie einer Fliege oder Krawatte. Während der Kerm genießen die Geometer an allen Tanzveranstaltungen freien Eintritt.
Seit ca. 1948 bewegt sich am Kirchweihmontag nachts um 24.00 Uhr ein Trauerzug von Geometern als Sargbegleitung durch den Tanzsaal. Während der Zeremonie der Beerdigung lassen die Geometer die Kerm dann in den Sarg um sie im nächsten Jahr wieder auszugraben. (siehe auch Beerdigung-Eingrabung)
Ausgräber
Seit ca. 1948 gehören die Ausgräber zur Sickershäuser Kerm.
Die Ausgräber sind, wie der Name schon sagt für das Ausgraben der Kerm verantwortlich. Gewöhnlich sind diese Burschen im Alter von 15 bis 19 Jahren die gerade in der Kirchweihzeit als Mann geeicht werden. Auch hier besteht eine Kleiderordnung aus einem weißen Hemd mit rotem Tuch, blauer Hose und schwarzen Schuhen. Den Kirchweihumzug begleiten die Ausgräber mit geschmücktem, neu gespritzten Spaten marschierend.
Während der Ausgrabung passieren seit je her immer wieder schwere Verletzungen beim Umgang mit dem Spaten. Der stämmigste Ausgräber hat bei Auffinden des vollen Bierfasses die ehrenvolle Aufgabe das Fass zu stemmen. Seit 1989 kommen die Ausgräber, bereits am Kirchweihfreitag zu ihrem ersten Einsatz. Ihre Aufgabe ist hierbei die Weinprinzessin auf einer Sänfte von ihrem Wohnhaus zum Rathaus zu tragen, wo anschließend seit 1989 die Rathausstürmung und seit 1990 die Geometervereidigung stattfindet. Die Ausgräber sind an diesem Tage mehr oder weniger die Handlanger der Geometer. (siehe auch Ausgrabung)
Die Kirchweihpredigt und der Prediger (nach dem Umzug in der Festhalle an der Sicker)
In der Kirchweihpredigt werden die Themen, welche Dorfgespräch waren vom Kirchweihprediger in witziger, fränkischen Mundart Form, vorgetragen. Hierbei wird über Mißgeschicke aus dem Alltag gelacht, sowie die Kommunalpolitik auf die Schippe genommen. Nach meiner Information wurde an der Kerm schon immer eine Predigt gehalten. („Pfarrer Georg Daniel Schmidt schrieb 1833 in seinem Pfarrbuch, dass am Montag nach dem Kirchweihsonntag dahier die Kirchweih-Predigt genauso gehalten wird, wie die Sonntags-Predigten.“) Der Prediger, gekleidet in Gehrock und Zylinder, begleitet den Umzug hoch zu Ross an der Spitze des Umzugs. Hierbei wurden schon immer an den Gasthäusern "Ständerli" gehalten. Diese werden in Form einer kleinen musikalischen Darbietung durch den Spielmannszug und in Form eines kurzen Reims des Predigers vorgebracht. Nach dem Umzug wird dann die Predigt vorgetragen. Früher wurde am "Scharfen Eck" (gegenüber dem Gasthaus zum Goldenen Löwen) die Predigt gehalten, seit Beginn der 70er Jahre in der Festhalle an der Sicker.
Mit der Einführung der Rathausstürmung hat der Kirchweihprediger seinen ersten Auftritt am Freitag vor der Kerm. Ihm obliegt die Leitung des Zeremoniells. Außerdem hält er die Geometervereidigung ab. Am Kirchweihsonntag hält er dann die Predigt. Seinen letzten Auftritt hat der Prediger am Kirchweihmontag gegen 24.00 Uhr. Er hat die Ehre, die Kirchweiheingrabung durchzuführen. Die Predigt selbst wird von einer oder mehreren Personen geschrieben. Derjenige, der diese schreibt wird natürlich ausreichend mit Tipps aus der Bevölkerung versorgt, denn Schadenfreude ist ja bekanntlich die schönste. Dienlich für den Schreiber wäre eine über das Jahr angelegte Notiz um auch sicher sein zu können, dass man kein Highlight vergisst. In Sachen Kirchweihpredigt hat es natürlich schon viele Scherereien und Ärger gegeben, auch mit Gericht wurde schon gedroht, aber wenn man halt mal dabei ist, muß man irgendwann doch darüber hinweg sehen, auch wenn man sich doch böse geärgert hat.
Leider können Sie unsere nicht lückenlose aufgestellte Liste der Prediger und Predgtschreiber von Beginn des Kirchweihtreibens an bis ins heurige Jahr aus Datenschutzgründen (ab Feb. 2018) nicht mehr einsehen. Weiterhin werden sich die Lücken der fehlenden Jahreszahlen nie schließen, da keiner mehr lebt, der sich noch erinnern kann. Es hat sich zu meinem Bedauern auch niemals jemand die Arbeit gemacht, dieses Thema der Nachwelt zu erhalten.
Ausgrabung der Kerm (immer Kirchweihsonntag)
Seit ca. Oktober 1948 wird in Sickershausen die Kerm ein- und ausgegraben.
In Vorbereitung der Geometer wird ein Platz gesucht, wo am Kirchweihsonntag früh die Bierfässer vergraben werden. Zuvor hat man diesen Platz mit vielen Orginalitäten und Spaßeffekten imprägniert.
Zu sagen wäre noch, dass die Geometer schon immer mit einem Gefährt (früher eine Kutsche) heute jedes Jahr ein neues Spaßmobil zu dem Ausgrabungsort mit dem gesamten Kirchweihumzug ziehen.
Die Geometer nehmen auf dem Ausgrabungsplatz – Aufstellung und der Kirchweihprediger leitet die Ausgrabung ein. Er fordert die Ausgräber und Geometer mit den Worten „Burschen auf geht´s“ auf und verlässt den Ausgrabungsplatz. Nun werden die Geometer aktiv, im Hintergrund warten die Ausgräber auf ihre ersten Kommandos.
Kerm ist eigentlich erst dann, wenn das volle Bierfass gefunden wird. Auf der Suche nach dem vollen Fass hat man schon seit jeher versucht das Ganze mit Jux und Tollereien zu versehen. In den Nachkriegsjahren wurden z.B. in Sickershausen lebende amerikanische GI´s vorher eingegraben und beim Suchen des Fasses wurden sie glücklicherweise doch wieder gefunden. Solche Scherze werden auch heute noch getrieben.
Mitte der 60er Jahre wurde die Kerm mehrmals durch einen Pflug (gezogen von einer Kuh) ans Tageslicht gebracht. Einmal wurde das Fass auch mittels eines Baggers gesucht. Ansonsten waren schon immer die Ausgräber für das Ausgraben zuständig. Mit der Einführung der "Geometer" wurde diese mit dem Auffinden der möglichen Positionen des versteckten Fasses versehen. Mittels Plan und Nivelliergerät werden die Löcher gesucht und mit dem Anstich durch einen Geometerstab zur Ausgrabung freigegeben. Nachdem das volle Bierfass gefunden wurde, wird es durch die Ausgräber hochgestemmt, was dann unter Applaus und "Wer hat Kerm" rufen, den Höhepunkt darstellt. Wenn alle Fässer, bzw. Scherzhügel geöffnet sind, zieht man weiter zum Ständerles bringen und anschließend zum Vortrag der Kirchweihpredigt in die Festhalle an der Sicker.
Was ausgegraben wird muß eigentlich auch wieder eingegraben werden. (siehe Beerdigung, Eingrabung)
Beerdigung, oder Eingrabung der Kerm (Sonst immer Kirchweihmontag 24.oo Uhr in der Festhalle an der Sicker).
Erstmalig am 12.10.2015 wurde die Eingrabung auf dem Ausgrabungsplatz in der Schillingstraße gemacht. Anschließend zog man mit einem Fackelzug in die Festhalle an der Sicker um dort noch das Tanzbein zu schwingen.)
Bei uns in Sickershausen findet schon immer am Kirchweihmontagsball um 24.00 Uhr, früher in den Gaststätten und in den letzten Jahren in der Festhalle an der Sicker die Kirchweihbeerdigung, -eingrabung statt. Es hat sogar einmal in einem Jahr eine zweimalige Beerdigung gegeben, in der Festhalle an der Sicker waren zu wenig Gäste, man erledigte die Beerdigung kurz und bündig und beschloß kurzer Hand in das Gasthaus zum Goldenen Löwen, welches vollbesetzt war zu ziehen. Dort gab es dann eine riesen- große Beerdigung mit anschließender Feier.
Die Beerdigung, oder Eingrabung läuft wie folgt ab:
Während die Tanzmusik ein Trauerstück spielt, ziehen die Geometer mit einem gezogenen Sarg in den Ballsaal ein. Früher nahm man dazu einen Biertisch den die Geometer trugen und die Kerweleich war mit einem Bettuch zugedeckt. Vorneweg geht ein Geometer mit Maßkrug in dem sich Löffel befinden und er damit ein Klirren verursacht. Neben ihm läuft ein Geometer mit einem Eimer Wasser und bespritzt die Gäste, in dem er eine saubere? Klobürste eintaucht und das Wasser so in die Menge spritzt. Die restlichen Geometer begleiten links und rechts ziehend den Sarg. Dann folgt der Kirchweihprediger.
Auf diesem Sarg liegen meistens solche, die nicht wissen können was auf sie zukommt weil es für diejenigen unbekannt ist. Oder solche, die wissen was auf sie zukommt aber nicht mehr Herr ihrer Sinne sind. Der Kirchweihprediger beginnt dann seine Litanei vorzulesen und zu singen. Am Ende des Zeremoniells wird dann die aufgebahrte "Kirchweihleich" in den Sarg eingelassen.
So war´s bis 2013......
PS: So is´ es jetzt.....
Da wo ausgegraben wurde, wird auch sich wieder zum Eingraben getroffen und nach dem zeremoniellem Teil mit Fackelzug in die Festhalle an der Sicker gezogen. Hier findet dann der Kerm-Montagstanz (seit Jahren schon ausgerichtet vom Kartverein Sickershausen) statt und ab 24 Uhr wird der Teil der Eingrabung fortgesetzt. Nach Beenden dieser Zeremonie wird noch kräftig getanzt und gefeiert. (In Verbindung mit Alkohol für viele ein sehr trauriger Moment). Anschließend feiert man dann bis zum Abwinken in der Bar weiter.
Der Kirchweihumzug
So war´s bis 2018...... immer Kirchweihsonntag nach der Krönung oder Bestätigung der Weinprinzessin.
Nach einer Anzeige in der Kitzinger-Zeitung vom 08. Oktober 1921 geht hervor, dass hier zum ersten Mal ein Festzug mit Ausgrabung stattfand. In einer anderen Annonce vom 02. Oktober 1936 geht hervor, dass am Erntedankfest ein Festzug stattfand. Bei Jubiläums-Kirchweihen, werden im Festzug meist die letzten Highlights der vergangenen Jahrzehnte dargestellt. Nachdem man mindestens 4 Wochen zuvor sich in verschiedenen Versammlungen getroffen und zusammen beratschlagt hat, was gebaut werden soll, werden in diesen Wochen, schon im Hintergrund die Vorbereitungen getroffen. Überwiegend werden aber die meisten Motivwagen – Zugnummern am Kirchweihsamstag gebaut. Hierzu sei noch zu erwähnen, dass man früher eigentlich keinen großen Wert auf die Beschriftung – Schriftmalerei im Festzug achtete. Erst als sich Erwin Sauerbrey dazu bereit erklärte, (heute besorgt das Dieter Heinkel) die Schriftmalerei zu übernehmen, war der und ist der Festzug wieder um einiges schöner. Ab und zu standen oder stehen ihm Helfer zur Seite. Die Schriftbänder werden dann auf Dachlatten befestigt und jeweils, dem dementsprechenden Motivwagen angepasst. Ergänzend sei noch zu erwähnen, dass ab den 60er Jahren, 14 Tage vor der Kirchweih, regelmäßig eine Haussammlung, um die Unkosten des Kirchweih-Festzuges zu decken, durchgeführt wird. Und weil wir gerade bei den Unkosten sind, möchte ich es nicht versäumen, hier unsere örtliche Geschäftswelt sowie die Raiffeisenbank zu erwähnen, die uns stets mit Geld-, Sach-, sowie Materialspenden unterstützen. Allen Spendern und Helfern sei hier einmal ein herzliches Danke gesagt.
PS: So is´ es jetzt..... ab 2018 fand der Kirchweihumzug gleich statt, da ab 2019 ein extra Event für die Krönung der nächsten Weinprinzessin am 16. März in der Festhalle an der Sicker stattfand. Diese Event laut Aussage des Weinbauvereins, soll weiterhin Bestand haben.
Aufstellung:
Früher wurde der Festzug an der Mühle bis zur Ottsgasse (heute Raiffeisenstrasse) aufgestellt. Da es immer mehr Zugnummern gab und auch der Platz dafür sich besser eignete, hat man beschlossen dass ab der Schulstrasse bis zum Pfarrhaus der Zug aufgestellt wird.
Am Sonntagfrüh wird die Schulstrasse bis zum Pfarrhaus mit Nummern markiert, dadurch weis dann jeder wo sein Standort im Festzug ist. Im Vorfeld wird ein Umzugsplan erstellt und bekannt gegeben. In diesem Umzugsplan sind die Zugnummern und Aufstellzeiten vermerkt, damit alle reibungslos an ihren Stellplatz kommen.
Die Festzugaufstellung erfolgt dann ab ca. 11:30 Uhr. Abmarsch durch den Stadtteil ist dann gegen 13.30 Uhr, nachdem am Rathaus die Weinprinzessin, früher Weinkönigin gekrönt, oder in ihrem Amt bestätigt wurde. (siehe auch Festzugverlauf) Ab dem Jahre 2018, wie schon erwähnt gab es die Zeremonie Krönung der Weinprinzessin am Rathaus nicht mehr und folgedessen konnte man auch eher mit dem Start des Umzugs beginnen.
Zugfolge einst ** und jetzt:
1. **in den 60er Jahren hatte man eine eigene Festzugs-Polizei, heute fährt die Polizei selbst vor dem Festzug her
2. Kirchweihschild
3. Schnitthappla
4. **früher fuhren im Festzug alte geschmückte Holzschubkarren mit, welche später die Bierfässer transportierten
5. **früher wurde noch von vier Mädchen eine Einzel- oder Doppelbogengirlande getragen
6. Kirchweihprediger hoch zu Ross
7. Musikkapelle
8. **bis ca. 1985 waren im Festzug Schankkellnerinnen und –kellner, später und auch heute noch, wurden und werden die Zugteilnehmer mit einem von Alfred Köhler gebauten Go-Kart im Festzug mit Bier versorgt. Das Go-Kart war und ist in den verschiedensten Bauarten jeweils im Festzug mit einem Fahrer unterwegs.
9. **Geometer, früher in einer Pferdekutsche fahrend, heute fahren die Geometer mit einem Spaßfahrzeug, welches sie sich alle Jahre mit einem anderen Motiv bauen.
10. Kutsche mit Oberbürgermeister, Vorstand der GÖV Kirchweihorganisator u. evtl. verabschiedete Weinhoheit
11. Wagen mit dem Hofrat aus Kitzingen und seinen Weinhoheiten des Landkreises (seit 1985)
12. Erntedankwagen
13. bis ca. zur 18. Zugnummer folgen nun die einzelnen Motivwagen (sie glossieren die örtlichen Geschehnisse)
19. Musikkapelle
20. bis tlw. zur 35. Zugnummer (bei Jubiläums-Kirchweihen) folgen weitere Motivwagen (welche die überregionalen Geschehnisse glossieren)
36. Seit „1982“ fährt im Umzug auch ein Winzermobil mit, von diesem Gefährt aus wird Bremser an die Gäste und Zuschauer des Festzuges, herunter verkauft.
Weitere Bremserstände befinden sich in der Michelfelder Strasse und in der Schulstrasse am Festplatz.
Das älteste Mitglied und Ehrenmitglied der Jvgg. Storchenbrünnle Fritz Wagner ließ es sich nicht nehmen, bis kurz vor seinem Tod, regelmäßig den Bremser im Bremserstand am Festplatz auf seine Art und Weise feil zu bieten und zu verkaufen. Das brachte ihn dann auch den Namen “Bremser-Fritz“ ein.
Festzugverlauf dato:
Der Verlauf des Kirchweihfestzuges geht vom: Raiffeisenstraße – 1. Ständerle beim Gasthaus zum „Goldenen Löwen“ – dann zieht man weiter durch Markgrafenstraße – Ständerle bei "Herrmann´s" - dann geht es weiter Hohlgraben – Michelfelder Straße – Hohenfelder Straße – Ausgrabungsort – Schillingstraße – 2. Ständerle am Sportheim des SV – Sickershausen – kurzes Weiterziehen des Zuges bis zur Kreuzung Schillingstraße/Marktstefterweg – 3. Ständerle beim "Altenheim Witt", um auch unseren älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern an diesem Tage eine Freude zu bereiten. Dann geht es weiter Am Schachen - Michelfelder Straße – Schulstraße – Festhalle, hier löst sich der Festzug auf. Anschließend trifft man sich zur Anhörung der Kirchweihpredigt, welche in der Festhalle an der Sicker von dem Kirchweihprediger vorgetragen wird.
Das Schubkarren-Rennen für Jung und Alt (immer am Kirchweihmontag)
Das Schubkarren-Rennen gibt es in Sickershausen schon seit 12. Oktober 1959, es wurde von Georg Herrmann eingeführt.
Früher fand dieses Rennen auf der Hauptstraße (heute Michelfelder Str.) bis 1976 statt. Zum Wettkampf traten teilweise nur gleichaltrige und nach Altersklassen gestaffelte männliche Personen an. Verwendet wurden in früheren Jahren alte Holzschubkarren die man über einen Parcour mit Hindernissen (auf der Straße querliegende Dachlatten und auf dem Schubkarren selbst war meist ein Rundholz) fahren musste. In der heutigen Zeit gibt es immer wieder andere Varianten auf dem Parcour und die ursprünglichen Holzschubkarren wurden mit den modernen Gummibereiften ersetzt.
Die Dorfmeisterschaft (immer am Kirchweihmontag)
Ausrichter bei dieser 1. Dorfmeisterschaft war die Jugendvereinigung Storchenbrünnle. Zu diesem Anlass wurde ein Wanderpokal zu 50% von der Gemeinschaft der örtlichen Vereine (GöV) und zu 50% der Jugendvereinigung Storchenbrünnle gestiftet. Auf diesem Pokal befindet sich ein Schild, wo man alljährlich den Sieger eingraviert.
Teilgenommen haben bisher folgende Vereine:
Freiwillige Feuerwehr
Gesangverein
Gemeinschaft der örtlichen Vereine
Jugendvereinigung Storchenbrünnle
Kartverein
Posaunenchor
Sportverein
Weinbauverein
FCB Fanclub (seit 2013)
Geometer (seit 2014)
Die Dorfmeisterschaft findet jeweils nach dem traditionellen Schubkarren-Rennen in der Schulstrasse gegenüber dem Festplatz statt.
Die Siegerehrung der Dorfmeisterschaft wird während des Kirchweihmontagstanz um ca. 21.00 Uhr in der Festhalle an der Sicker durchgeführt.
Regeln und Ablauf der Dorfmeisterschaft
1. Die Ausrichtung erfolgt immer von dem Verein, welcher in der vorhergehenden Dorfmeisterschaft den letzten Platz belegt hatte. Dieser Verein bestimmt dann auch was für und wieviele Aufgaben erfüllt werden müssen. (z.B. Wettschießen, Weinprobe, Ballspiel, Nägel schlagen, Wissenspiel, Geschicklichkeit usw.)
2. Die einzelnen Aufgaben werden dementsprechend mit Zeit, Geschicklichkeit, Wissen und Können bewertet.
3. Zum Schluß wird die Auswertung des auszuführenden Vereins durch eine Jury gewertet und preisgegeben.
Die Siegerehrung wurde bewusst auf dem Kirchweih-Montag-Tanz in der Festhalle an der Sicker gelegt, somit hat man die Garantie, dass zum Tanz und zur Siegerehrung genügend Publikum in der Festhalle ist.
Ergebnisse der Dorfmeisterschaften ab 2003 bis Dato KLICKE HIER zum Tabellenhinweis
Nachkirchweih oder Nachkerm
Die Nachkirchweih hat auch Georg Herrmann 1958 wieder aber in eine andere Form des Feierns eingeführt und wird seitdem, bis Dato gebührend gefeiert und ausgeführt.
Zur Nachkerm treffen sich alle Beteiligten der jeweiligen Kerm und man erhält einen Bon oder irgendeinen Wert der pro Erwachsenen Teilnehmer angesetzt wird, welcher bei der Zeche dann vergütet wird.
Die Kinder bis 14 Jahren erhielten am Anfang ein antialkoholisches Getränk und eine Bratwurst im Weck.
Später erhielten sie Freifahrkarten für den jeweilig anwesenden Vergnügungspark, oder Eis.
Warum nennt man uns "SCHNITTHAPPLI" ?
Das Schnitthappla --- 1. Version (welche die wenigsten kennen)
Eine wahre Begebenheit, die Friedrich Kratsch erkundete und in einem Bericht zusammengefasst hat. Dieser Bericht wirft alle anderen Theorien um.
Hier nun die Geschichte mit dem Titel: Der verschwundene Stein
Eine wahre Geschichte, die nach 1958 zu Ende ging; Wobei aber der Spitzname der Sickershäuser bis heute erhalten blieb.
Als ich mit meiner Frau im Jahre 1958 an einem Wintertag einen Spaziertag machte, sah ich diesen sagenumwobenen Stein mit der eingemeißelten Schnitthappe, das Weinbergsmesser der damaligen Winzer, zum letzten Mal. Später war ich glücklich darüber, dass ich ein Foto von ihm machte, denn kurze Zeit später (sechs Jahre), wahrscheinlich bei Bauarbeiten der B 8 oder Manöverfahrzeuge, war er spurlos verschwunden.
Er stand am Wendepunkt der Böhmerwaldstraße, ca. 500 m weiter östlich, zwischen Hoheim und Sickershausen und ungefähr 50 m südlich der heutigen Bundesstraße 8, noch zur Hoheimer Gemarkung gehörig.
Der genaue Punkt ist heute nach der Flurbereinigung unmöglich mehr festzustellen. 500 Jahre hatte er dort zur Erinnerung an ein seltsames Ereignis gestanden. Der kreuzförmig gedrungene Stein aus Muschelkalk war 60 bis 70 cm hoch, 60 cm breit und 20 cm dick. Genau in der Mitte der Ansichtsfläche war eine Schnitthappe eingemeißelt, die auf dem Photo gut zu erkennen ist.
Schaurige Erlebnisse erzählte man sich von ihm. So mussten ja alle Reisenden, welche die Straße zwischen Kitzingen und Mainbernheim gingen, an diesem kleinen Kreuz aus Stein vorübergehen. Auch wenn es abseits der Straße war, konnte man es noch genau erkennen. Hauptsächlich die Mainbernheimer kannten ja die Geschichte, über die in den Wirtshäusern schaurige Dinge erzählt wurden. So ging wieder einmal ein Mainbernheimer Schneidermeister auf der Straße nach Nürnberg – es war vielleicht vor 300 Jahren – abends heimwärts und musste unweit an diesem Kreuz vorbeigehen. Bei Tage sah es so verlassen, fast anheimelnd aus. Aber jetzt in der Dunkelheit! Unserem müden Wanderer drohte das Herz stillzustehen vor Schreck. Da glühten ihm vom Kreuz her zwei feurige Augen an. Er sah nicht das harmlose Nachttier, dessen Augen im ungewissen Mondlicht leuchteten, er wusste nur, dass, wenn er jetzt nicht alle seine Kräfte zusammennahm und um sein Leben rannte, etwas Schreckliches geschehen würde. Und so lief er denn – in Schweiß gebadet und außer Atem kam er nach Hause an.
Am nächsten Morgen erfuhren die willigen Ohren seiner Nachbarn, mit welcher Not er dem sicheren Tod entgangen war, dass der Teufel in hässlicher, buckliger Gestalt auf dem Kreuz gesessen sei – ja, die Fantasie trieb üppige Blüten. Das Kreuz war nicht umsonst verschrien bei Nacht.
Es stand – wie schon beschrieben – ein paar Meter von der Grenze weg auf Hoheimer Gemarkung und hatte für das hinter dem Berg liegende Sickershausen seine Bedeutung. Es war in alten Zeiten ca. um 1450, da gingen die Mainbernheimer gern aufs Träubelstehlen. Einer von ihnen schlich eines grauen Morgens durch die Sickershäuser Wengert mit der Absicht, sich seinen Teil auf billige Weise zu holen. Die Sickershäuser aber, die ihren Wengert vergossenen Schweiß durch den Saft der Trauben wieder nachzufüllen sich erträumten, waren nicht geneigt, sich auf diese Art um die Früchte ihrer Arbeit bringen zu lassen und passten auf. So geriet der Mainbernheimer in ihre Finger und sie gedachten ihm – dem „Bernemer“ – mit einer Tracht Prügel ein für allemal die Lust am Träubelstehlen zu nehmen. Anfangs ging’s noch mit Worten hin und her und auf einmal war man handgreiflich. Der „Bernemer“, ein starker Kerl, wehrte sich nachdrücklich mit kräftigen Fußtritten gegen Sickershäuser Schienbeine. Das hat sich aber noch kein Sickershäuser gefallen lassen, so braucht es uns nicht zu wundern, dass einer der Häcker plötzlich ein Messer zog, mit einer gekrümmten Klinge, eine Schnitthappe, in der Hand hatte. Welchen Mainbernheimer aber hätte eine solche Herausforderung nicht sofort zur Weißglut gebracht?
Zweifellos hatte der Teufel seine Hand mit im Spiel, als dem Bernemer die scharfe Klinge in den Hals fuhr. „Er vergaß, sich zu wehren, er vergaß, warum er hierher gekommen war, er vergaß zuletzt sogar das Schnaufen. Im Hohlweg, unweit der Straße nach Nürnberg, röchelte er sein Leben aus.“
Die Stuhlbrüder des Zehntgerichts brauchten keinen Spruch zu fällen. Nach Recht und Herkommen wurde über den Totschlag ein Sühnevergleich geschlossen. Neben anderen Sühnemaßnahmen ward den Sickershäusern aufgegeben, am Hohlweg ein Steinkreuz zu setzen für die Seele des Ermordeten.
Damit wäre die Geschichte eigentlich zu Ende, wenn den Sickershäusern – des Steinkreuzes mit der eingemeißelten „Schitthappe“ wegen – nicht der Spitzname „SCHNITTHAPPLI“ angehängt worden wäre und der nach über 500 Jahren immer noch in Gebrauch ist.
Das Schnitthappla --- 2. Version (wie man es uns in der Schule vermittelt hat)
(Hier ein Auszug von M.M. aus seinem Aufsatzheft)
Auf dem so genannten „Schnitthapples – Weg“, nahe der Grenze Kitzingen – Hoheim, rechts der B8, soll es vor Zeiten zwischen einem Schäfer und einem Winzer Streit gegeben haben. Bei der Auseinandersetzung verletzten sich beide mit einer Schnitthappe so schwer, dass sie an den Folgen starben. Zur Erinnerung an dieses Vorkommnis wurde an diesem Weg ein Stein mit einer eingemeißelten Schnitthappe und ein anderer mit einer Schäferschippe gesetzt. Bei der Erneuerung der B8 musste die Einfahrt zum „Schnitthapplesweg“ erhöht werden, und dabei verschwand der Stein spurlos. (Über diese Geschichte gibt es mehrere Theorien) Inzwischen wurde der Stein, in einer Nachbildung, vom Weinbauverein und der Jvgg. Storchenbrünnle neu gesetzt. Er befindet sich auf dem Weinberg, Richtung Mainbernheim, umgeben von verschiedenen Rebsorten. (Quelle M. M.)
Zu bemerken ist noch, dass das übergroße, nicht ganz leichte Schnitthappla immer am Kirchweihumzug voraus getragen wird. Es ist geschmückt und an der Klingenspitze hängt ein kleiner Bocksbeutel. Auf der Klinge steht „Schnitthappla“, früher stand darauf „Schnitthapples Kerm“. Weiterhin ist das übergroße Schnitthappla bei der Rathaus-Stürmung / Geometervereidigung am Rathaus, im Einsatz.
Die „Schnitthappli“ sind stolz auf ihren Namen
Das Schnitthappla wird in Sickershausen gerne gezeigt und sie sind auch nicht verärgert, wenn man zu ihnen „Schnitthappli“ sagt. Das die Sickershäuser stolz auf den Namen „SCHNITTHAPPLI“ sind, beweisen viele Nachbauten des Schnitthappla. Man sieht diese Originale oder Nachbauten, – in Gärten – Festhalle an der Sicker – als Ehrenpreise – Gastwirtschaft zum goldenen Löwen und letztendlich das Schnitthappla in der Hand des Winzers an der Winzerstatue, welche am 05.10.2003 von der Raiffeisen-Genossenschaftsbank am Schwanberg gestiftet wurde. Die Statue befindet sich auf dem Platz wo einst zur Kerm, das Kettenkarussell sich drehte.
Zur Winzerstatue wäre folgendes noch zu berichten. (Bildteil der Winzerstatue)
Kaum war die Statue im Jahre 2003 übergeben, entwendeten unbekannte Täter, das integrierte „Schnitthappla“.Gott sei Dank, wurde es wieder von Franz Gicklhorn und Manfred Schlötter neu angefertigt und wieder diebstahlsicher in die Hand des Winzers montiert.
Hier die Koordinaten
Quelle: Suehnekreuz.de Der neue Gedenkstein
Oder hier Koordinaten Quelle:GoogleMap
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